Der Traum vom eigenen Pferd – für viele Reiter:innen ein Herzenswunsch. Ich höre das immer wieder bei meinen Retreats: Jemand spielt mit dem Gedanken, sich endlich ein eigenes Pferd zu kaufen.
Doch bevor man sich Hals über Kopf in den Pferdekauf stürzt, sollte man sich eine entscheidende Frage stellen: Was kostet ein Pferd in der Schweiz wirklich?
In diesem Beitrag gebe ich dir einen realistischen Überblick über die Anschaffungs- und Haltungskosten – damit du gut vorbereitet bist.
Bevor du weiterliest: Schätze doch mal, was du denkst, was dich ein Pferd pro Jahr kosten würde. Ich bin gespannt, ob du richtig liegst! 🐴
💰 1. Der Kaufpreis – was kostet ein Pferd?
Der Preis eines Pferdes hängt von vielen Faktoren ab: Rasse, Alter, Ausbildungsstand, Abstammung und natürlich dem Gesundheitszustand.
- Freizeitpferd (roh oder wenig ausgebildet): ab CHF 5’000
- Gut ausgebildetes Reitpferd: CHF 9’000–17’000
- Turnierpferde oder spezielle Rassen: CHF 20’000+
👉 Tipp: Eine sogenannte Ankaufsuntersuchung beim Tierarzt (ca. CHF 300–1’000) lohnt sich auf jeden Fall, um gesundheitliche Risiken frühzeitig abzuklären. Lieber einmal CHF 500 investieren, als später Tausende von Franken für etwas zahlen zu müssen, das man vor dem Kauf hätte wissen können.
🏡 2. Monatliche Haltungskosten
Ein Pferd kostet nicht nur einmalig in der Anschaffung – es verursacht laufende Kosten, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Nicht zu vergessen: Ein Pferd kann gut und gerne 30 Jahre oder sogar älter werden.
📍 Stallmiete:
- Offenstall / Gruppenhaltung: ab CHF 500
- Box mit Auslauf (Vollpension): CHF 800–1’500 (noch oben offen je nachdem was im Stall noch alles geboten wird)
🥕 Futter:
- Heu (ist meist in der Stallmiete inbegriffen), Mineralfutter und Kraftfutter: ca. CHF 50–200 pro Monat. Ein krankes oder älteres Pferd braucht häufig Spezialfutter – und das kann schnell teuer werden.
🐎 Hufpflege:
- Barhuf: ca. CHF 100–150 alle 4–8 Wochen
- Beschlag: CHF 180–250 je nach Aufwand
💉 Tierarzt & Vorsorge:
- Impfungen, Entwurmung, Zahnkontrolle: ca. CHF 500–1’000/Jahr
- Notfälle können schnell teuer werden. Für eine Kolik-OP und den anschließenden Klinikaufenthalt sollte man mit etwa CHF 6’000 bis 10’000 rechnen. Treten jedoch schwerwiegende Komplikationen auf, können die Kosten deutlich höher ausfallen.
🛡️ Krankenversicherung:
Krankenversicherungen für Pferde werden immer beliebter. Kein Wunder, denn eine OP kann schnell einmal 10’000 CHF kosten. Es lohnt sich daher, zu überlegen, ob du eine Versicherung abschließen möchtest.
Die Kosten für eine Krankenversicherung für ein Pferd in der Schweiz variieren je nach Deckungsumfang, Versicherungsgesellschaft sowie dem Alter und Gesundheitszustand des Pferdes. Hier sind einige allgemeine Informationen:
- Basisversicherungen: Eine einfache Krankenversicherung, die die grundlegenden Kosten für Tierarztbehandlungen abdeckt (z. B. Unfälle und einige Krankheiten), kann zwischen CHF 300 und 600 pro Jahr liegen.
- Komplette Krankenversicherungen: Diese umfassen in der Regel auch Operationskosten, Krankenhausaufenthalte und die Behandlung schwerer Krankheiten wie Koliken oder Operationen. Die Kosten für eine solche Versicherung können zwischen CHF 800 und 1’500 pro Jahr liegen, je nach Pferd und gewünschtem Umfang.
Es empfiehlt sich, verschiedene Anbieter zu vergleichen und sich ein maßgeschneidertes Angebot erstellen zu lassen, das den individuellen Bedürfnissen des Pferdes entspricht. Auch die Höhe der Selbstbeteiligung, Krankentransporte und etwaige Ausschlüsse sollten im Vertrag genau überprüft werden.
🎓 Reitstunden, Beritt, Physio:
- Unterricht: CHF 60–120 pro Lektion
- Monatlicher Beritt: CHF 500–1’000 (optional)
- Physiotherapie: CHF 100 - 200 pro Sitzung. Pferde haben – genau wie wir Menschen – keinen idealen Körper. Manche bringen bereits von Geburt an bestimmte körperliche Besonderheiten mit, andere entwickeln sie im Laufe ihres Lebens als Reitpferd. Verspannungen, Blockaden und kleinere Wehwehchen sind keine Seltenheit. Eine guter Pferdephysiotherapeut*in kann solche Probleme frühzeitig erkennen und gezielt behandeln – zum Wohlbefinden und zur Gesunderhaltung deines Pferdes.
🧰 3. Ausrüstung & Zubehör
Die Erstausstattung ist nicht zu unterschätzen:
- Sattel, Trense, Sattelpad, Putzzeug, Halfter, Decken: ca. CHF 3’000–7’000. Kleiner Tipp: Es lohnt sich nicht, beim Sattel zu sparen. Klar, ein Maßsattel kostet ab CHF 4’500, aber dafür passt er auch. Gebrauchte Sättel auszuprobieren, sie wieder zurückzuschicken und dann einen Physio zu benötigen, weil das Pferd Druckstellen hat, ist ebenfalls teuer, zeitaufwendig und kann vermieden werden, wenn man gleich einen guten Sattler engagiert.
- Ersatz und Verschleißteile kommen regelmäßig dazu
- Ein Pferdeanhänger (gepflegte Occasionsmodelle ab CHF 6’000) – ein geeignetes Zugfahrzeug kann zusätzlich notwendig sein
😬 4. Unerwartete Kosten
- Tierarzt-Notfälle (Kolik, Lahmheit etc.)
- Spezielles Futter, neue Ausrüstung, Stallwechsel
- Transportkosten (Turniere, Umzüge etc.)
📊 5. Beispielrechnung: Jahreskosten für ein Pferd
Stallmiete (12× CHF 1’000) CHF 12’000
Hufschmied CHF 1’000
Krankenversicherung und Tierarztkosten (wenn das Pferd gesund ist) CHF 1’000
Reitstunden / Beritt / Physio CHF 2’000
Futter & Zubehör CHF 800
Total pro Jahr CHF 16’800
Heruntergerechnet pro Monat CHF 1’400
❤️ Fazit: Lohnt sich ein eigenes Pferd?
Ein Pferd ist eine große emotionale Bereicherung – aber auch eine erhebliche finanzielle Verantwortung. Es lohnt sich, wenn du bereit bist, Zeit, Geld und Herzblut zu investieren. Rechne dabei nicht immer mit dem Minimum. Klar, du kannst dir für 4’000 CHF ein Pferd aus Ungarn kaufen, es in einem Selbstversorgerstall für 400 CHF im Monat unterbringen, alles gebraucht kaufen und hoffen, dass es gesund und glücklich alt wird – ohne Krankheiten oder Unfälle. Vielleicht hast du Glück, und dieser Plan geht auf.
Doch in den meisten Fällen sind günstige Pferde nicht ohne Grund günstig. Sie benötigen oft eine erfahrene Person, die viel Geduld, Wissen und Training investiert, um daraus ein zuverlässiges Reitpferd zu machen. Viele dieser Pferde landen leider als „Wanderpokal“ immer wieder auf Verkaufsplattformen und werden für wenig Geld weitergegeben.
Und ganz ehrlich: Hast du wirklich jeden Tag Zeit, dich zuverlässig um dein Pferd zu kümmern? In diesem Fall kann ich dir einen Stall mit Vollpension sehr empfehlen. Dort ist dein Pferd in guten Händen, das Personal ist geschult, beobachtet die Tiere täglich und kann dich sofort informieren, wenn etwas nicht stimmt. Außerdem hast du immer jemanden, den du bei Unsicherheiten fragen kannst.
Wenn du im Moment noch nicht bereit bist – oder es dir finanziell nicht möglich ist – ein eigenes Pferd zu halten, dann ist eine zuverlässige Reitbeteiligung eine tolle Alternative. Viele Pferdebesitzer freuen sich sehr über Unterstützung, vor allem, wenn du gut reitest, einfühlsam, verantwortungsbewusst und sorgfältig im Umgang mit Pferd und Material bist. So kannst du eine enge Bindung zu einem Pferd aufbauen, ohne im Ernstfall die volle finanzielle Verantwortung tragen zu müssen – etwa bei einer Kolik-OP oder einem neuen Sattel.
Das Leben mit Pferd kann unglaublich bereichernd sein – wenn du die nötigen Mittel und ausreichend Zeit mitbringst. Ansonsten empfehle ich dir, dich nach einer passenden Reitbeteiligung umzuschauen und dir den Traum vom eigenen Pferd vielleicht später zu erfüllen.