Mehr Solitude, bitte!

Lass uns zuerst klären, was „Solitude“ eigentlich ist. Auf Deutsch bedeutet es „Einsamkeit“, aber das trifft es nicht ganz. Einsamkeit hat oft einen negativen Beigeschmack – als würde man sich Gesellschaft wünschen. Doch genau das ist bei Solitude nicht der Fall. Solitude bedeutet vielmehr, allein zu sein und sich damit wohlzufühlen.

Warum sollte man sich damit wohlfühlen, allein zu sein?

Weil Solitude unglaublich viel zu bieten hat. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich noch einmal zur Definition zurückkommen.

Diese Woche habe ich das Hörbuch Digital Minimalism von Cal Newport beendet. Mein grösstes Take-away? Ich habe meine Instagram-, Facebook- und WhatsApp-Apps auf die zweite Seite meines iPhones „verbannt“ (alle Benachrichtigungen waren sowieso schon lange aus). Mit dieser einfachen Massnahme und dem Vorsatz, nur noch einmal täglich – wenn es geschäftlich sein muss, auch zweimal – auf diese Apps zu schauen, habe ich eine ganze Stunde pro Tag eingespart! Das ist verrückt. Und ich kann es dir nur ans Herz legen.

Das Hörbuch zieht sich an manchen Stellen etwas und schweift gelegentlich ab, bietet aber wertvolle Ansätze – unter anderem zur Solitude. Newport definiert Solitude als einen Zustand, in dem man nicht dem Gedankengut anderer ausgesetzt ist. Das bedeutet: Kein Podcast, keine Musik, kein Scrollen auf Instagram und keine Konversation mit anderen Menschen. Einfach nur sein. Schreiben ist okay, lesen jedoch nicht. Nichts, was eine andere Person gedacht, geschrieben, gemalt oder gesagt hat, sollte in diesem Moment zu dir durchdringen.

Warum?

Weil du dann ganz bei dir selbst bist. Weil dein Geist und deine eigenen Gedanken Raum bekommen, sich zu äussern.

Das Problem unserer Zeit: Dauerberieselung

Wir sind es gewohnt, ständig von aussen stimuliert zu werden:

• Musik oder Hörbücher über die AirPods,

• Instagram beim Warten in der Schlange,

• ein Buch auf dem Weg zur Arbeit,

• zu Hause immer jemand, der etwas von einem will,

• und selbst beim Ausreiten geht man oft zu zweit, um jemanden zum Quatschen zu haben.

Studien zeigen, dass dieser permanente externe Input unser Wohlbefinden negativ beeinflusst. Oft ist es eine Strategie, um sich nicht mit den eigenen Gedanken und Problemen auseinandersetzen zu müssen. Man will nicht an den ungeliebten Job denken, an das Pferd, das vielleicht doch etwas zu anspruchsvoll ist, oder an die Diagnose vom letzten Arztbesuch. Und man müsste ja auch mal über die eigene Ernährung nachdenken…

Ich kenne dieses Phänomen aus meinen Yogastunden. Bei den Reiten & Yoga Retreats wechseln sich spielerische, dynamische Asana-Sequenzen mit ruhigeren Phasen ab – mit Meditation und längerem Stillsein. Und genau in diesen langsameren Sequenzen sehe ich oft Unruhe. Menschen bewegen sich, rücken herum – ein Zeichen für einen aufgewühlten Geist.

Doch Stille ist essenziell.

Wenn wir zu lange die Augen vor dem verschliessen, was nicht gut für uns ist, fühlen wir uns unwohl. Im schlimmsten Fall macht es uns krank. Denn ständiger unterschwelliger Stress wirkt sich negativ auf unser Immunsystem aus – mit potenziell schwerwiegenden Folgen. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal, denn das würde hier den Rahmen sprengen.

Wie du Solitude in dein Leben integrieren kannst

Anfangs kann es herausfordernd sein, Zeit allein mit dir selbst zu verbringen. Doch ich verspreche dir: Je öfter du einfach nur bist, denkst, schreibst und in die Ferne blickst, desto mehr wird sich lösen. Ja, es werden Konflikte aufkommen – soll ich meinen Job kündigen? Sollte ich mit meiner Chefin sprechen? Brauche ich Unterstützung mit meinem Pferd? Sollte ich meine Ernährung umstellen?

Aber du wirst auch spüren und erkennen, was wirklich gut für dich ist.

Du wirst lernen, für dich selbst einzustehen – für deine Wünsche, Bedürfnisse und Ziele.

Du wirst beginnen, dein Leben bewusster zu leben und deine Solitude zu geniessen.

Probier’s aus!

Verschiebe deine Social-Media-Apps nach hinten auf deinem Handy.

Schau nicht bei jeder Gelegenheit darauf.

Nutze die gewonnene Zeit für dich:

• Geh spazieren – ohne Ablenkung.

• Reite allein mit deinem Pferd.

• Schreibe ein Tagebuch.

• Male oder zeichne.

Tiere und Solitude – eine besondere Verbindung

Ich persönlich finde, dass Zeit mit Tieren hier in Bezug auf Solitude extrem wertvoll ist. Nicht unbedingt dann, wenn man gemeinsam etwas erarbeitet – wie Bodenarbeit oder Training –, sondern wenn man einfach nur zusammen ist.

• Ein entspannter Spaziergang,

• auf der Weide sitzen und der Herde zuschauen,

• mit dem Hund auf dem Sofa liegen,

• oder die Katze streicheln.

Tiere lehren uns, einfach zu sein. Gleichzeitig nehmen sie uns das Gefühl der Einsamkeit. Wenn wir mit ihnen kommunizieren, dann auf einer emotionalen Ebene – und das steht nicht im Widerspruch zur Solitude, die so wichtig für uns ist.

Probier’s aus! Viel Freude damit. 💙

Posted on February 8, 2025 .