Ich liege im Bett, während ich diesen Artikel schreibe. Das mache ich oft, wenn ich alleine bin: Ich stehe auf, mache mir Frühstück und gehe dann damit wieder ins Bett, um meinen Tag zu planen. Im Winter ist das unglaublich schön und ein kleiner Luxus für mich. Heute freue ich mich ganz besonders, denn alles ist an seinem Platz, alles ist sauber und alles, was ich sehe, erfreut mich. Sogar mein Laptop-Desktop (ein Ordner ist darauf). Doch wie kam es dazu? Es hat keine Ahnung wie viele Stunden gedauert, Schweiss – nicht gerade Tränen – aber viel Unmut, Unlust und schlechte Laune gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen.
Ich habe ein gewisses Mass an Ordnungsfimmel; oft schiebe ich es auf mein Sternzeichen: die penible Jungfrau. Da es – meiner Meinung nach ;) – noch nicht ins Zwanghafte gerutscht ist (ich kann auch sehr gut mit Chaos leben), sehe ich es als eine positive Eigenschaft. Für die ich dieses Jahr definitiv zu wenig Zeit hatte, was dann auch dazu geführt hat, dass die Aufräumaktion lange (um genau zu sein einen Monat, vom 23.11 bis heute) gedauert hat. Am 23. November bin ich von Marokko zurückgekommen und wusste, dass ich einen ganzen Monat Zeit habe, um meine Dinge mal wieder in Ordnung zu bringen.
Natürlich habe ich in dieser Zeit nicht nur aufgeräumt; ich bin nicht der Typ, der nur etwas machen kann (aufräumen), sondern habe auch noch ein Pferd sowie das Büro von Reiten & Yoga, das weiterläuft, Sport und soziale Anlässe. Mir ist es lieber, ein paar Stunden pro Tag aufzuräumen und dann auch noch etwas anderes zu machen als fünf Tage lang durchzuarbeiten.
Hier kommt daher auch schon mal der erste Tipp: Nimm dir Zeit! Dein Kram muss nicht von heute auf morgen aufgeräumt und ausgemistet sein. Aber lass dir auch nicht unendlich Zeit; denn eine Aufgabe dauert so lange, wie du dafür Zeit hast. Wenn du unbegrenzt Zeit hast, wird die Aufgabe auch unbegrenzt lange dauern – also ewig. Je nachdem, was du alles aufräumen willst, kann es ein paar Stunden (z.B. mal den Schreibtisch aufräumen), ein paar Tage (Sattelkammer…) oder ein paar Wochen (ALLES inklusive digitale Orte wie HDs oder Computer) dauern.
Und wieso tut man sich so etwas überhaupt an? Ich bin mir sicher, du kennst den gefühlsmässigen, emotionalen und energetischen Unterschied zwischen einem schön aufgeräumten Raum und einem „Saustall“. Stell dir vor: Deine Sattelkammer ist aufgeräumt; alles darin macht dir entweder Freude oder hat einen Sinn. Du findest auf Anhieb alles ohne wühlen oder 100 Dinge zuerst aus dem Weg räumen zu müssen. Genau das ist das Gefühl, wofür wir all das auf uns nehmen.
Dein Geist ist klarer in einer aufgeräumten Umgebung; du verspürst weniger Stress und Belastung (und schlechtes Gewissen). Ausserdem wirst du dich besser konzentrieren können – was vor allem am Arbeitsplatz wichtig ist.
So wissen wir nun, warum man aufräumen sollte; aber wie genau macht man das systematisch oder mit Plan? Es gibt hunderte von Techniken. Ich bin ein grosser Fan von Marie Kondo und wende zwei ihrer Prinzipien an. Damit fahre ich sehr gut.
Das erste Prinzip besagt: Man soll nur Dinge behalten, die einem entweder Freude bereiten oder nützlich sind. Ein Beispiel: Ich habe einen wunderschönen Kaschmirpulli, der ein Vermögen gekostet hat. Er ist in top Zustand (da praktisch nie getragen) und wirklich schön. Das Problem? Er steht mir nicht! Ich habe alle möglichen Styling-Varianten versucht: Er und ich matchen einfach nicht. Ich musste ihn jahrelang in meinem Schrank haben und jedes Mal ein schlechtes Gewissen haben, bevor ich ihn ausgemustert habe. Das ist ein Beispiel für „Freude haben“. Ich hatte keine Freude an ihm.
Da gibt es aber das T-Shirt, das schon seit längerem seine „Haltbarkeitsgrenze“ überschritten hat. Es ist ein schlichtes Baumwoll-T-Shirt von einer Marke, die es nicht mehr gibt; es ist am Kragen und den Ärmeln ausgefranst und hat von der Sonnencreme auch schon einige Verfärbungen. Und trotzdem ist es noch in meinem Schrank – ich freue mich jedes Mal, wenn ich es trage! Es spielt keine Rolle wie abgeratzt oder billig etwas ist; wenn du lächelst, wenn du es in die Hand nimmst: behalte es! Wenn du ein schlechtes Gewissen hast (von der besten Freundin geschenkt bekommen, teuer gekauft etc.), dann weg damit! Wir wollen KEIN schlechtes Gewissen mit Dingen haben sondern uns daran freuen.
Der zweite wichtige Tipp lautet: Alles von der gleichen Sorte wohnt am gleichen Ort! Das heisst: Alle Schabracken sind am gleichen Ort – nicht eine hier, die andere da und die dritte zu Hause. Alle Koffer sind am gleichen Ort – nicht einer im Keller und einer im Estrich usw. Mir hat dies extrem geholfen; so finde ich immer alles schnell wieder! Denn ich weiss: Alles was klebt (Klebeband, Sticker zum Befestigen etc.) befindet sich in der gleichen Schublade.
Wenn ich einen Ersatz-Snap für meine Zügel suche weiss ich: Der ist in der Kiste wo alles mit Zügeln zu tun hat! Irgendwo habe ich bei einem der Bücher von Marie Kondo gelesen dass sie geschrieben hat: Alle Dinge der gleichen Familie wohnen am gleichen Ort – süss oder?
Das Einzige, was bei mir überall „wohnt“, sind die Pferdekekse 😆
Natürlich gibt es noch weitere Regeln wie die 5-Minuten-Regel (wo kleine Aufgaben sofort erledigt werden) oder die „Ein rein - ein raus“-Regel (für jeden neuen Gegenstand einen alten weggeben). Mir reichen aber die zwei Prinzipien von Marie Kondo plus ein drittes: Wenn der Platz knapp wird muss etwas passieren!
Ich mag es nicht wenn mein Kleiderschrank aus allen Nähten platzt! Dann überlege ich: Kann ein Teil davon in den Estrich (z.B.: Sommerkleider im Winter)? Kann ein Teil davon weg? (immer…) Aufräumen ist leider wie Sport nichts was man einmal macht und dann gut ist; denn Unordnung nimmt zu wenn man nichts dagegen unternimmt!
Über’s Jahr räume ich immer mal wieder auf – meistens dann wenn ich die Wohnung putze. Doch es gibt auch noch andere „Räume“, in denen sich Unordnung ansammeln kann: Estrich, Keller Sattelkammer Computer Harddiscs etc.! Dass wir die Wohnung regelmässig putzen und aufräumen ist wie Zähneputzen – wir machen es einfach.
Aber die anderen Räume (oder Schubladen…) werden oft einfach geöffnet reingestopft und wieder verschlossen. Irgendwo habe ich einmal gelesen dass alles was einem gehört eine unsichtbare Bindung hat; man kann sogar Chaos in Schubladen spüren. Das hat mir recht Eindruck gemacht; daher versuche ich nun auch immer Ordnung in den kleinen verschlossenen Räumen zu halten.
Doch kommen wir zurück zum grossen „Frühlingsputz“ oder wann immer du diesen machen möchtest. Bei mir findet er grösstenteils gegen Ende des Jahres statt; denn ich mag Neubeginne und möchte frisch & sauber starten – nicht mit zig Altlasten. Daher versuche ich mir immer Ende des Jahres Zeit zu nehmen um auszumisten und aufzuräumen. Das kann aber auch im Frühling sein; das ist ebenfalls eine gute Zeit denn die Lethargie vom Winter verflogen; die neue Energie vom Frühling hilft altes umzukrempeln Teppiche vors Haus zu schleifen oder sie zu schamponieren.
Aber egal wann du es machst wichtig ist dass du es machst wenn du nicht in deinem eigenen Chaos untergehen möchtest. Ob Schritt für Schritt (wie bei mir) oder ob du dir ein paar Tage frei nimmst nur um Ordnung zu schaffen – egal. Wichtig ist dass du irgendwann einmal anfängst! Schön wäre z.B.: Vorher-Nachher-Bilder zu machen Musik dabei zu hören oder Hörbücher anzuhören.
Alles was du nicht mehr brauchst kannst du unterteilen in Dinge die kaputt sind und entsorgt werden sollen sowie solche die noch eine zweite Chance verdienen. Schöne Dinge verkaufe ich z.B. immer auf Ricardo, gute aber jetzt nicht umwerfende Stücke kommen in die Altkleidersammlung, Bücher in Büchercorner oder -exchanges die ja überall auftauchen, während Dinge aus dem Stall oft nach Marokko kommen (wenn sie noch gut sind). Hierzu melde ich mich noch in Kürze denn für das Frühjahr 2025 planen wir wieder einen Transport nach Marokko wo wir gutes aber hier nicht mehr gebrauchtes Pferdematerial in den Süden transportieren.
Ich hoffe dieser Text ermutigt dich deine Schubladen zu öffnen sowie deine Räume aufzuräumen um so Klarheit in deinem Leben zu schaffen.